2. Mai 2019
Vortrag Hans Wiedmeyer, Pullach:
Philosophische Hochschule der süddeutschen Jesuiten, Hilfskrankenhaus der Stadt München, stellvertretendes Generalkommando VII der Wehrmacht, Reichsbahndirektion – das Pullacher Berchmanskolleg diente während des Zweiten Weltkriegs Vielen als Quartier und Arbeitsstätte. Innerhalb dieser sehr gemischten und immer wieder wechselnden Hausgemeinschaft, die aus der Not des Bombenkrieges entstanden war, hatte Pater Lothar König nicht nur als Betriebsleiter eine Sonderstellung.
In dem Vortrag „Pullach und der 20. Juli 1944“ wurde am 2.5.19 nachgezeichnet, wie dieser Nazigegner insgeheim und unter großen persönlichen Opfern mithalf, in einem ausgedehnten Netzwerk von oppositionellen Militärs, Kirchenleuten, Verwaltungsbeamten und ehemaligen Politikern den Widerstand gegen eine totalitäre Diktatur zu organisieren, was schließlich in das Stauffenberg-Attentat auf Hitler mündete. Obwohl die Hauptschauplätze des Umsturzversuches in Ostpreußen, Berlin und Paris lagen, führen die Lebensspuren von einigen weiteren indirekt oder unmittelbar Beteiligten oder Betroffenen auch nach Pullach. Beispiele dafür sind:
- Jesuiten wie Alfred Delp, Georg von Sachsen und Franz von Tattenbach, die hier studiert haben,
- Angehörige des militärischen Nachrichtendienstes wie Josef Müller und Hans Oster, die sich wegen Anschlagsplänen mit dem Führerbunker „Hagen“ in der Pullacher „Reichssiedlung“ (heute BND-Gelände) beschäftigt haben, sowie
- hohe Offiziere wie Hans-Otfried von Linstow, Adolf Heusinger und Günther Carraciola-Delbrück, welche direkt in die Ereignisse am 20. Juli involviert waren.
Der Vortrag blieb in der Darstellung der Widerstandstätigkeit nicht bei einer abstrakten Analyse der Ereignisse stehen, sondern entfaltete ihre Dramatik in der Schilderung vieler Episoden, welche den Zuhörern das oft tragische Schicksal dieser Männer lebendig vor Augen führte.
(Hans Wiedmeyer)