Die Anfänge …
Offiziell beginnt die Geschichte des heutigen Pullach im Jahr 776: In diesem Jahr schenkte Herzog Tassilo III. dem Kloster Schäftlarn das Landgut Hesinlohe – die Schenkungsurkunde ist das erste Dokument, das den Ortsteil erwähnt. Pullach selbst wird erstmals 806 urkundlich festgehalten. Allerdings siedelten hier schon bedeutend früher Menschen, das beweisen die Funde einzelner Hocker- und Hügelgräber, die bis zu 4000 Jahre alt sind, aber auch der Urnenfeldfund südlich der alten Pullacher Kirche aus der Zeit um 1300 v. Chr. sowie die sogenannten Pullacher Fürstengräber der Hallstattzeit um 700 v. Chr. .
Von den Kelten blieb weniger übrig, lediglich ein Eisenbarren. Die Römer hinterließen die Römerstraße südlich von Pullach.
Im Mittelalter wurde der Ort übrigens Poaloh, Puachloch oder Pohloh genannt. Auf Mittelhochdeutsch bedeutet das so viel wie „die Siedlung im lichten Buchenwald“.
(Gemeinde Pullach)
Die alte Heilig-Geist-Kirche
Hoch über dem Isartal am Steilufer steht das älteste Pullacher Baudenkmal – eines der wenigen aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert: die alte Heilig-Geist-Kirche.
Charakteristisch der Turm – auf die gotische Spitze wurde im Barock eine kleine Zwiebel aufgesetzt, eine seltene Konstruktion.
Erbaut wurde die Kirche Ende des 15. Jahrhunderts. Wie ist das kleine Bauerndorf zu diesem schönen spätgotischen Kleinod gekommen? Wer hat sie erbaut? Im Gewölbe finden sich Schlusssteine mit den Wappen von Bayern und München sowie von der Münchner Patrizierfamilie Pötschner. In manchen Beschreibungen wird dies als Hinweis auf Stifter und Erbauer verstanden, ebenso wie aufgrund der Bauformen Bezüge zur Bauhütte der Münchner Frauenkirche hergestellt werden. Aber eindeutige Quellen sind bisher offenbar nicht bekannt.
Der Hauptaltar, das eindrucksvolle geschnitzte „Pfingstwunder“, kommt aus dem Umkreis von Erasmus Grasser (1480); die beiden Altarflügel, die an der südlichen Seitenwand hängen, stammen aus der Werkstatt des Münchner Malers Jan Pollack (1489) .
Bei den weiteren Altären, Figuren etc. gibt es viele Fragezeichen. Denn die schöne und reiche Ausstattung wurde in ihrer heutigen Form etwa in der Zeit von 1880-90 zusammengestellt. Die Kirche war vorher offenbar lange Zeit barock umgestaltet und nun sollte – entsprechend dem Geist der Zeit – der ursprüngliche Zustand der Spätgotik wieder hergestellt werden. Engagiert hat sich hier der ‘kunstverständige‘ Pfarrer Festing (von 1884 bis 1891 in Pullach), angeblich wurde er dabei von Gabriel von Seidl (Architekt, 1902 Gründer des Isartalvereins) unterstützt: Es seien passende Teile im Kunsthandel erworben und mit neugotischen Aufbauten ergänzt worden.
Wie auch diese Neugestaltung vor 130 Jahren im Einzelnen gelaufen sein mag – das Ergebnis erfreut bis heute immer wieder beim Betrachten!
Aber bisher fehlt eine detaillierte kunsthistorische Aufarbeitung für diese Kirche – sie wäre sehr zu wünschen!
(Angelika Bahl-Benker)
Lit.: Denkmäler in Bayern (hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege), Band I.17 Landkreis München, München 1997. Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern, München 2006.